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Friedensforum Duisburg

Die Barbarei der Drohnen

31. März 2013 18:12 / Friedensforum Duisburg
Przyrembel

Eberhard Przyrembel

Eberhard Przyrembel, Pax Christi
Auftaktveranstaltung Ostermarsch Rhein-Ruhr 2013
Zwischenkundgebung am Averdunkzplatz
(Es gilt das gesprochene Wort)

Ganz harmlos benannt sind „Drohnen“ unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicles, abgekürzt : UAV`s

Von der diskutierenden Öffentlichkeit praktisch unbemerkt haben weltweit in mehr als 20 Jahren die Techniker aller Länder dieses neue Flugzeug entwickelt. Von großen Typen mit 11,5 Tonnen Gewicht („Global Hawk“) und einer Flügelspannweite von 12 Metern, mit einer Einsatzhöhe bis zu 15 000 Metern (nur noch mit Spezialraketen abwehrbar) und Einsatzdauer von 24 Stunden – bis zu den sogenannten „Mörderbienen“, die bloß 80 Zentimeter lang und nur 30 Minuten flugfähig sind.

Bis zu 192 Stück kann ein Tarnkappenbomber abwerfen. Diese kleinen Flugobjekte sind so programmiert, daß sie Abstand von einander und gleiche Geschwindigkeit einhalten können. Sie werden in Kampfverbänden eingesetzt, um zB ganze Panzerdivisionen auszulöschen.

Während bei den Honigbienen die Drohnen eine präzise Aufgabe erfüllen, hat menschlicher Erfindergeist  für „Drohnen“ ein weit gefächertes Arbeits- und Aufgabenfeld entwickelt: Zur Gebietsaufklärung, zur Personenbeobachtung und zu jedem gewünschten und vorstellbaren Militäreinsatz, Tag und Nacht verfügbar, von unsichtbarer Menschenhand über Satellit gesteuert. Es gibt fantastische technische Besonderheiten. Die USA und Israel sind führend auf diesem Gebiet neuer Entwicklungen.

Dazu wird noch ein „Free-Flight-Konzept“ konstruiert, dh von allen „Drohnen“ werden Positions- und Flugabsichtsdaten gegenseitig ausgetauscht,. Entsteht ein Konflikt mit einem Verkehrsflugzeug, reagiert die Gesamtheit der „Drohnen“ und bildet nach einem komplizierten Regelsystem eine durchlässige Gasse.

Was sich alles an technischen Problemen und Risiken in der „Drohnenpraxis“ ergibt, läßt sich nachlesen. Für die Militärs jedenfalls ist ausschlaggebend die Kostensenkung der Kriegsinstrumente: bemannte Flugzeuge sind 3 – 4 x teurer als „Drohnen“, und eine aufwendige Pilotenausbildung ist nicht mehr nötig. Außerdem machen „Drohnen“ keine Gefangenen.

Allerdings: „Drohneneinsatz“ ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht und gegen die UN- Charta, weil dadurch militärische Aktionen ohne formelle Kriegserklärung stattfinden.

Aus der Einschätzung des SPIEGEL (5,11,10): „Drohneneinsatz“ bedeutet doch „Krieg“, aber ohne Kondolenzschreiben, ohne Kriegerwitwen, ohne Kriegsveteranen; für die USA ein „verkaufbarer“ Krieg! Der CIA-Sprecher George Little kann dazu sagen: „Die Anti-Terror-Operationen,(mittels „Drohnen“) erfolgen in strenge Einhaltung de geltenden Rechts“!

„Drohneneinsatz“ ist ein komfortabler Krieg ( cf  DIE ZEIT vom 6.9.10) nämlich von klimatisierten Büros aus.  Nach getaner Arbeit fahren abends die „Krieger“ in Fahrgemeinschaften nach HAUSE ZU Weib und Kind.

Doch tatsächlich wird vorsichtig echte Kritik geäußert: Unter der Regierung des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama wurden in  e i n e m  Jahr mehr „Drohnen“ eingesetzt als in der 2. Amtszeit des Präsidenten Bush.

„Kolateralschäden“? Es wird geschätzt, daß durch „Drohnen“ mehr Zivilisten getötet wurden am 9.11. 2001.

Die FAZ (14.8.12) nennt den „Drohneneinsatz“ eine „Lizenz zum Töten“. Amerikas Präsident hat den Kampf mit „Drohnen“ nicht nur von seinem Vorgänger übernommen. Er hat ihn ausgeweitet  (auf  Libyen, Jemen, Somalia). Aus dem Friedensnobelpreisträger ist ein „Krieger“ geworden.

Jimmy Carter hat in der New York Times dem Präsidenten Obama „Eine Bilanz außerordentlicher

Grausamkeit „ Grausamkeit vorgehalten. Die USA hätten ihre Glaubwürdigkeit als Verfechter der Menschrechte verloren. Präsident Obama mißachte mindestens 10 von den 30 Artikeln der Menschenrechtserklärung (zB daß jeder Mensch bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig gilt – und nicht einfach getötet werden darf). Der Präsident führe im Weißen Haus eine  „KILL-LIST“ und gäbe buchstäblich Tausende Menschen zum Abschuß frei: „Mord per Fernbedienung“!

Aber nicht die USA haben die „Barbarei der Drohnen erfunden“, sondern die einzige Demokratie im Nahen Osten, der Staat ohne eine regelrechte Verfassung, nämlich Israel.

Wer den israelischen Dokumentarfilm gesehen hat „Töte zuerst!“, bekommt zu Beginn des Films vorgeführt, wie ein Auto mit Terroristen aus der Luft beobachtet und schließlich zerstört wird. In einem Zwischentitel heißt es: „Vergiß die Moral!“

Die sechs früheren Leiter des Schin Bet, des israelischen Inlandgeheimdienstes, offenbaren in diesem Film über 90 Minuten ein erschreckendes Verhalten, nämlich die menschenverachtende aber selbstverständliche Unterdrückung der Palästinenser. Diese Männer befolgen den Auftrag des israelischen Staates: „Politische Gegner auszukundschaften und ohne Gerichtsverhandlung zu „erledigen“, „Es gibt keine Moral im Krieg gegen den Terror“, sagt einer der Sechs voller Überzeugung. Kein Wunder daß nicht ein Palästinenser sonder ein Jude den jüdischen Ministerpräsidenten Rabin erschießt.

Der sogenannte „Krieg gegen Terror“ zerstört jede menschliche Kultur, sprengt den Rechtsstaat  in seinen Fundamenten. Hetze und Haß schaffen unüberwindliche Gräben. Vergeltung allein zählt. Menschen, die man als „Terroristen“ abstempelt, zu Verbrechern deklariert, werden wie Tiere gejagt und getötet. Und das in Israel mindestens seit dem Krieg von 1967. Schlechtes Beispiel verdirbt gute Sitten – andere Staaten übernehmen diese Methode als „Recht auf Verteidigung“.

Am Ende des Films sagt  einer der früheren Schin Bet – Verantwortlichen: „Wir haben jede Schlacht gewonnen, aber den Krieg verloren.“

.Deutlicher kann man es nicht sagen: Die „Barbarei der Drohnen“, der „Drohneneinsatz“ ist eine Sackgasse.

Was ich hier erzählt habe, läßt sich in Zeitungen und im Internet finden: Soll das immer so weitergehen?

Erstellt in: Ostermarsch 2013

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